Gabi Neumeyer
Musi, bis das Hackbrett raucht
Geschwister Well liefern bei Kultur am OAG spaßig, bayerische Hochkultur für Schwaben ab.
Geschwisterliebe und Konkurrenzkampf, Stubenmusi und Satire. Burgi, Bärbi, Moni, Stofferl, Michael und Karli Well ließen bei ihrem Gastspiel in der ausverkauften Aula des Ostalb-Gymnasiums die Besucher am prallen Familienleben teilhaben.
Musikalisch vom stellvertretenden Schulleiter Gerhard Ott mit einem bayerischen „Gschtanzerl“ begrüßt, fühlten sich die Sprösslinge eines bayerischen Dorfschullehrers in der Bopfinger Lehranstalt gleich wie daheim. Und so nahmen die sechs der insgesamt 15 Well-Geschwister im liebevollen Umgang miteinander kein Blatt vor den Mund. Ungeschminkte Wahrheiten, wie
sie sich so nur Geschwister an den Kopf werfen, flogen hin und her. Dazwischen leisteten die Mulitinstrumentalisten „a bisserl kulturelle Entwicklungshilfe“, etwa indem sie die Hochzeitsmärsche von Wagner und Mendelsohn gekonnt mixten. Als musikalische Weltenbürger nahmen sie ihr amüsiertes Publikum mit nach Schottland zu den „lustigen Holzhackerbuam“ auf dem Dudelsack, oder nach China. „Do is es ja ähnlich wia in Bayern, net nur politisch“, so Burgl Well. „D’s China lebt ma länger, wenn ma hoilt sei Mail, Anweiwei“, dichteten die Wells.
Auch Lebenshilfe hatten die Bayern im Gepäck, so ersparte genaues Hören ihres Werbejingles für die Pharmaindustrie garantiert den nächsten Arztbesuch. „Auch Bopfingen
war ja mal bayerisch“, zeigten sich die Wells gut vorbereitet und ließen noch vor der Pause auf die Besucher im staccato die Fakten der bayerischen Weltgeschichte inklusive Wiesn-
Bierpreis niederprasseln.
Auch mit sechs verschiedenen Versionen eines längst vergangenen Unfalls im großfamiliären Umfeld wurden die Besucher konfrontiert. Hat jetzt die Moni dem Michael mit dem
Schürhaken auf die Nase gehaut oder war’s der Karli? Oder keiner von beiden? Die Wahrheit blieb im Dunkeln, die Folgen, wie ein „Kartoffelsalattrauma“, nicht.
Daneben setzten sich die Wells mit gesellschaftlich brennenden Fragen auseinander – allerdings sehr unkonventionell. Das Thema Betreuung in eine Polka zu verpacken, mit dem Text „Wer nimmt unsere Oma, die liegt im Koma?“, muss man sich trauen. Genauso wie Rockmusik auf dem Alphorn oder Tanzmusik mit Nonnentrompete und Brummtopf. Ein stubenmusikalisches Kabinettstückchen war auch der Bolero von Ravel. Nur die Idee einer Familienaufstellung erwies sich als wenig hilfreich und endete in einem allgemeinen, großartig gespielten, instrumentalen Geschwisterstreit. Doch Stubenmusi hilft auch in dieser Lebenslage. Am Ende der Kakophonie stand unvermittelt die Einsicht und das Titellied des aktuellen Programms „Fein sein, beinander bleibn“ und ein Publikum, das einen grandiosen Abend erlebt hatte.
© Schwäbische Post 10.10.2014
Geschwister Well (Bilder: L. Aich, G. Neumeyer)
Sibylle Schwenk
Die Wellen der Musik begeistern
Wasser trägt, bewegt und belebt. Diese Eigenschaften des Elements haben Komponisten inspiriert. Und den Sängerkranz Hofherrnweiler, der in einer einmaligen Kooperation mit dem Lehrersinfonieorchester, der Schillerschule und des Ostalb-Gymnasiums Werke zum Thema „Wasser“ im Konzert „Wellenreiter“ mit Esprit aufgeführt hat.
Die Wellen sind spürbar: jene der Begeisterung, des Fleißes und des Engagements, des künstlerischen Anspruchs und jene der Liebe zur Musik. Das Ehepaar Karin und Gerhard Ott hat den „Wellenreiter“ als Großprojekt und Benefizaktion für die Radio-7-Drachenkinder bereits seit anderthalb Jahren geplant und wird an diesem Abend mit einer ebenso großen
Welle der Begeisterung von rund 1000 Besuchern belohnt.
Schülerinnen und Schüler des Ostalb-Gymnasiums und der Schillerschule flitzen in lustigen Wellenreiter-T-Shirts rum, um sich dann pünktlich auf der Bühne zu ihrem großen Auftritt zusammenzufinden. Der Chor des Sängerkranzes Hofherrnweiler hat sie in die chorische Mitte genommen, Jung und Alt finden wie selbstverständlich im Gesang zueinander, inspirieren sich gegenseitig. Diese Inspiration geht aber auch vom Dirigentenpult aus. Gerhard Ott führt enthusiastisch und passgenau, ebenso wie Kollege Thomas Schmidt, kein Geringerer als der Dirigent des Lehrersinfonieorchesters, das sogar den Regierungspräs-identen Johannes Schmalzl auf den Plan gerufen hat: „Ein starkes musikalisches Netzwerk“, lobt Schmalz ähnlich wie zuvor OB Thilo Rentschler.
Dieses Netzwerk sprüht an diesem Abend vor Begeisterung und aus der Liebe zum Gesang heraus. Man begibt sich dafür in diverse Gewässerarten: Das Lehrersinfonieorchester breitet die harmonischen Qualitäten von Felix Mendelssohn Bartholdy in der Ouvertüre „Die Hebriden“ aus, lässt vor dem inneren Auge die flankierende Landschaft der „Moldau“ mit Bedrich Smetana vorbeiziehen und gibt sich der Galanterie des Barock mit Händels „Wassermusik“ hin.
Zum klassischen Höhepunkt avanciert „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß, bei dem das Sinfonieorchester der gute Partner für den Sängerkranz Hofherrnweiler ist. Ein beweglicher, durchlässiger Chorklang strömt da von der Bühne, die Männerstimmen sind angenehm dominant, die Frauenstimmen wirken geschlossen, die Vokalfärbungen einheitlich. Auch in den Auftritten der Einzelchöre wird dies deutlich.
Richtig Spaß machen Chor und Publikum die gemeinsam gesungenen Werke mit den Schülerchören. In Arrangements des Aalener Pianisten und Komponisten Siegfried Liebl, der professionell und charmant am Klavier begleitet, kommen „Unter dem Meer“ und ganz zum Schluss beim großen Finale mit allen 200 Beteiligten „Wade in the water“ zu Aufführung.
Davor reißen die Jungs und Mädchen samt toller Begleitcombo bei Arrangements von Gerhard Ott mit. Der „Drunken sailor“ lässt das Publikum genauso frenetisch mitklatschen wie „Westerland“ und „Wickie“.
Im Gedächtnis wird auch eine sehr einfühlsame Interpretation von Karin Ott mit dem Lied „Weit übers Meer“ bleiben. Die Lehrerin, Chorleiterin, Musikerin und Sopranistin wartet mit einem ganz natürlichen Sopran und großer Bühnenpräsenz auf. Für den „Fluch der Karibik“ haben sich die Macher des Konzerts eine schöne Abwechslung einfallen lassen: Schülerinnen des Ostalb-Gymnasiums bringen tolle Tanzformationen mit Hilfe der Tanzschule Rühl auf die Bühne. Eine weitere Ebene im vielschichtigen Wellenreiter-Konzert.
Das Ruder des Konzertschiffs fest in der Hand haben die Nachwuchsmoderatoren Jule Mahler und Ben Bäuerle. Und das Publikum spendet nach zweieinhalb Stunden toller Musik und vom Wasser bewegt, reichlich Beifall im Stehen.
© Schwäbische Post 24.11.2014
Wellenreiter-Konzert (Bilder: L. Aich){gallery}2014.15/14.11_wellenreiter/gallery}
Gabi Neumeyer
OAG-Talente erobern die Bühne
Durch das abwechslungsreiche Programm führte das charmante Moderatorenpaar Katharina Strauß und Lukas Schmidle. Den Auftakt übernahm Ida Chu. Bekannt als hervorragende Violinistin überraschte die Siebtklässlerin mit virtuosen Nachtigallenklängen auf der Soloblockflöte.
Eine flotte, musikalische Farbenreise durch die Welt des Schlagers und der Popmusik unternahm der 5er-Chor. „Reiseleiterin“ war Patricia Steinhoff. Ein echter Knaller war auch der Oberstufenchor unter Leitung von Anita Bast, der drei schwungvolle Songs lieferte. Ein klangvolles Zeugnis der guten Zusammenarbeit zwischen dem Ostalb-Gymnasium und der städtischen Musikschule Bopfingen hatte zuvor das Akkordeonensemble der Musikschule mit dem Sunshine-Song abgelegt.
Auch die Lyrik erhielt an diesem Frühlingsabend einen festen Platz. So zeigte die Klasse 7a eine originelle Performance von Goethes „Erlkönig“. Die Schüler der 7b hatten gar aus Theodor Fontanes Ballade über den tapferen Steuermann „John Maynard“ einen coolen Rap gemacht. Stürmischen Beifall erntete Hanna Geßler für ihren schauspielreifen Vortrag des Fontane-Gedichts „Herr Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“.
Musikalische Glanzlichter waren die Auftritte der mehrfach preisgekrönten jungen Solisten Philipp Schmid und Amelie Reinhart. Der Neuntklässler glänzte mit zeitgenössischer Klaviermusik und einer mitreißenden Interpretation der Filmmusik „Fluch der Karibik“. Die Siebtklässlerin wurde für ihren grandiosen Ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms gefeiert. Die vierte Solistin des Abends war Stefanie Oettle, die auf der Querflöte einen schönen Spanischen Tanz spielte.
Mit einer tollen Choreografie zu moderner HipHop-Musik trat die Tanz-AG der 6. Klassen vor das Publikum.
Ein gefühlvoller Auftritt, mit so romantischen Titeln wie „Somewhere over the rainbow“ und „Rot, rot, rot sind die Rosen“ gelang der Mini-Bigband. Den fulminanten Schlussakkord des Konzerts setzte die Big-Band. Swing, Jazz, Latin, die jungen Musiker und ihr Dirigent Gerhard Ott zogen alle Register ihres Könnens, und krönten ihre Leistung mit dem „Pink Panther“ als Zugabe.
Farben zu Musik und Literatur steuerte die Bildende Kunst bei. So hatten Kunstlehrer Paul Groll und seine Schüler der Kursstufe zu jedem Musikbeitrag ein Bild gemalt, das die Technik AG über den Köpfe der Akteure projizierte. Schulleiter Dieter Kiem und die Vorsitzende des Elternbeirats Susanne Trautwein dankte allen Akteuren vor und hinter der Bühne. Ebenso galt ihr Dank Schülern, die den Verkauf von Armbändern in der Pause organisiert hatten, dessen Erlös der indischen Partnerschule des OAGs zugute kommt.
© Schwäbische Post 20.05.2015
Klangfarben (Bild: G. Neumeyer) {gallery}2014.15/15.05_fruehjahrskonzert{/gallery}