Sibylle Schwenk

An Preisen hat er alles abgeräumt, was es auf dem internationalen Parkett zu gewinnen gibt. Trotzdem ist er auf dem Boden geblieben. „Jedes Konzert ist für mich eine Herausforderung“, sagt der junge, ungarische Trompeter Gábor Boldoczki. Und genau mit dieser Spannung („ein bisschen Nervosität gehört immer dazu“) ist der Ausnahme-Musiker auch im Ostalb-Gymnasium aufgetreten.

Gábor Boldoczki hat 2008 den Echo Klassik gewonnen, ist Professor an der Musikhochschule Budapest und einer der besten, internationalen Trompeter: Gábor Boldoczki. Er gab mit Terez Szabó am Donnerstagabend ein Konzert am OAG.

Mit dem Gemüt auf dem Boden bleiben, aber mit der Trompete in höhere Sphären aufsteigen, das ist die Kunst des . Seine Trompeten und er, sie gehören zusammen. Deshalb hat es auch nie ein anderes Instrument für ihn gegeben. „Es war immer die Trompete, die mich faszinierte“, lächelt der junge Ungar sympathisch und ist gar nicht abgehoben im Interview, das er ganz „Star-unlike“ in der Pause des Konzerts im OAG gibt. Dorthin hat ihn Gerhard Ott, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums, geholt und damit den Musikliebhabern in der voll besetzten Aula einen kammermusikalischen Hochgenuss geboten.

Gábor Boldoczki pendelt zwischen zeitgenössischen Klangfarben und den hohen Ansprüchen des Bach’schen Barock. In beiden Epochen fühlt er sich wohl, in beiden kann er den Charme seines Instruments zum Leuchten bringen. Überwiegt im Barock noch die unglaubliche Virtuosität des Trompetenspiels, so vermögen die Zeitgenossen, wie der ungarische Komponist Frigyes Hidas die gegensätzlichen Charaktere des Blechblasinstruments zu unterstreichen. Voller Esprit und in Anlehnung an den Jazz erscheinen der Anfangs- und Schlussteil der „Fantasie“ für Trompete und Klavier. Der Mittelteil dehnt sich in ansatzlos gespielten Linien spannungsreich auf. Große Intervallsprünge nimmt Boldoczki geschmeidig, er scheint sie miteinander zu verweben und lässt so Töne in leuchtendem Glanz erscheinen.

Am Klavier begleitet die erfahrene Korrepetitorin Terez Szabó im gleichen Duktus. Auch sie scheint die Töne in bedächtigem Anschlag zu streicheln, kann aber auch genauso mutig und schwungvoll den schönen Flügelklang ausbreiten. In den impressionistischen „Preludes“ für Klavier von Claude Debussy kommt dieses Können zur Geltung. Die Emotionen schwellen ganz offen in deutlichen Crescendi an und ziehen sich wieder in sich zurück. Pure Spielfreude und eine stets lächelnde Gestik begleiten die Pianistin und somit auch die Motive, die sie zu musikalisch zu zeichnen vermag. Insofern ist sie die beste Partnerin für Gábor Boldoczki.
 
Dieser entwickelt sanfte Tonkreise auf der gedämpften Trompete für George Enescu und die „Legende“.  Enescu sei einer seiner Lieblingskomponisten, bekennt der Trompeter im Gespräch. In diese Art von Kompositionen könne er sich so richtig reinhängen.
Doch auch die heitere Seite der Trompetenmusik liegt ihm. Die Arie und die Variationen über „Karneval in Venedig“ offenbaren die unbändige Lust am Trompetenspiel und die grenzenlosen, technischen Möglichkeiten Boldoczkis.
 
Das Publikum applaudiert stehend in Beifallsstürmen und will noch mehr hören. Mit einer träumerischen Ballade schließt das Duo. „Denn schließlich“, erklärt Boldoczki in einwandfreiem Deutsch „habe ich jetzt richtig Durst“.
 

 Schwäbische Post 12.03.2010

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(Bilder: L. Aich).