New York – Bopfingen

Das Ostalb-Gymnasium Bopfingen trifft Schülerinnen und Schüler aus New York

Was haben unter anderem Rom, London, Kairo und Peking mit Bopfingen gemeinsam? All diese Städte pflegen partnerschaftliche Verbindungen zu New York – genauso wie Bopfingen, jedenfalls das Ostalb-Gymnasium in Bopfingen. Am Wochenende vom 14. bis zum 17. Februar besuchte eine amerikanische Delegation, bestehend aus Nachfahren der jüdischen Familie Heimann aus Oberdorf, einem Rabbiner und sechs Schülerinnen und Schülern aus New York, die Stadt am Ipf. Die amerikanischen Jugendlichen im Alter von 15 bis 18 Jahren wurden sehr herzlich in den Familien von gleichaltrigen Schülerinnen und Schülern des Ostalb-Gymnasiums aufgenommen - ein unvergessliches Wochenende mit wundervollen Begegnungen und einmaligen Erfahrungen stand bevor.

„Ich bin wahnsinnig aufgeregt“, gestand eine Austauschschülerin des Ostalb-Gymnasiums kurz vor Eintreffen der amerikanischen Besuchsgruppe; und keiner der Teilnehmer am Projekt hätte behaupten können, dass er nicht nervös war, als die Gruppe am Freitagnachmittag die Amerikaner vor der ehemaligen Synagoge in Oberdorf erwartete.
Der Besuch, der von der Deutsch-Amerikanerin Elisabeth Prial, Tochter von Carl Heimann aus Oberdorf, dem Trägerverein der ehemaligen Synagoge Oberdorf und dem Ostalb-Gymnasium Bopfingen initiiert, organisiert und großzügig finanziert wurde, sollte eine Begegnung zwischen deutschen und amerikanischen Jugendlichen ermöglichen. Das erste Zusammentreffen und die anfänglichen Gespräche am Freitagnachmittag waren allerdings noch schüchtern und zurückhaltend, die Gäste von der Reise und vom Jetlag erschöpft. Doch spätestens als abends gemeinsam in der Synagoge der erste jüdische Gottesdienst seit 75 Jahren in einer wundervollen Atmosphäre von Harmonie und beginnender Freundschaft gefeiert wurde, entspannten sich alle Beteiligten schnell.

Am nächsten Tag, während des Besuchs des jüdischen Friedhofs in Oberdorf, sah sich die deutsch-amerikanische Schülergruppe nicht nur mit den grauenvollen Fakten der deutschen Vergangenheit konfrontiert, sondern sie wurde durch die Verbindung mit der Familie Heimann auch mit persönlichen Geschichten und Schicksalen bekanntgemacht, wodurch die tiefe Emotionalität, die schon während des Gottesdienstes am letzten Abend aufgekommen war, wieder deutlich spürbar wurde.
Auf dem Programm standen noch die Besichtigung der ehemaligen Synagoge Pflaumloch und der offizielle Empfang der amerikanischen Gäste im Bopfinger Rathaus durch den Bürgermeister der Stadt, der anschließend auch noch großzügig zum Mittagessen einlud.
Am freien Nachmittag kamen sich die Schülerinnen und Schüler noch näher – es herrschte ausgelassene Stimmung bei einer kleinen Wanderung zur Ruine Flochberg und einem Stadtrundgang durch Bopfingen.
Zur Aufarbeitung des Tages kehrte die Gruppe am späten Nachmittag zur Synagoge zurück. In einer Gesprächsrunde konnte jeder noch einmal die Erlebnisse des Tages Revue passieren lassen und zum Ausdruck bringen, warum und mit welchen Erwartungen er sich an diesem Projekt beteiligte. „Die Offenheit, mit der wir uns begegneten, war einfach nur beeindruckend – jeder konnte sich verstanden, angenommen und bestätigt fühlen“, so Kathrin, eine Schülerin des Ostalb-Gymnasiums.
Am freien Abend fuhr die Gruppe nach Nördlingen. Der Höhepunkt der Stippvisite war gewiss der Moment, in dem sechs amerikanische und sechs deutsche Jugendliche auf der Nördlinger Stadtmauer gespannt den Ruf des Nachtwächters auf dem Daniel erwarteten. „So, Gsell, so!“ sind Worte, die nun auch in New York verstanden werden.

Der Sonntag stellte die kleine Gruppe vor eine große Herausforderung: Die KZ-Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers in Dachau sollte besucht werden. Je näher der Ort kam, desto ruhiger und bedrückter wurde die Stimmung im Bus. Nach gut vier Stunden zwischen eiskaltem Wind und undefinierbaren Gefühlen saß die Gruppe wieder im Bus auf dem Heimweg nach Bopfingen. Zurück in der ehemaligen Synagoge in Oberdorf wurde das Erlebte und Gesehene reflektiert und versucht, in Worte zu fassen. „Die Gedanken und Gefühle wurden sensibel diskutiert und blieben tief in den Köpfen eines jeden verankert“, bemerkte Philipp, einer der Austauschschüler des Ostalb-Gymnasiums.
Der letzte Abend der Besuchstage fand durch ein fantastisches Abendessen und viel Spaß auf der Kegelbahn einen fröhlichen Ausgang und nach einem Rundgang durch das Ostalb-Gymnasium rückte der Gedanke des Abschieds am nächsten Morgen immer näher. Schließlich war es soweit: Die deutschen und amerikanischen Schülerinnen und Schüler standen sich auf dem Parkplatz des Ostalb-Gymnasiums gegenüber, kaum fähig zu begreifen, was sie in den letzten Tagen alles erlebt uns gefühlt haben. Hanna, eine Schülerin des Gymnasiums sprach aus, was alle dachten: „Wir werden diese Zeit niemals vergessen; die Begegnungen und Erfahrungen bleiben für immer in unseren Gedanken und Herzen“. Einer der amerikanischen Austauschschüler fand in dieser Situation genau die richtigen Worte: „It was just the beginning, guys - see you all in New York!“

(P. Schröppel und S. Lella)