Katharina Scholz
Ein Sommerabend in den Südstaaten
Die Claire Lynch Band bringt bei „Kultur am OAG“ Bluegrass-Klänge ins Foyer des Bopfinger Gymnasiums
Die immer hochkarätig besetzte Reihe „Kultur am OAG“ ist in eine weitere Runde gegangen. Dieses Mal war die Claire Lynch Band zu Gast in der Aula des Ostalb-Gymnasiums. Die Bluegrass-Musiker aus den USA schlossen auf diese Art ihre Europatournee ab. Ihnen machte das Konzert in besonderer Atmosphäre wohl genauso viel Spaß wie ihrem Publikum.
Die Band hatte Schülern der siebten Klasse in einem Workshop früher am Tag bereits etwas über diese Musikrichtung erklärt. „Wir haben über unsere Instrumente und deren Geschichte gesprochen“, sagt Claire Lynch. „Und wie es dazu kam, dass diese Instrumente Bluegrass spielen.“
Das ist ein weiterer Punkt, der wunderbar ins Programm passt: die Art, die Stücke anzumoderieren und kleine Geschichten am Rande zu erzählen. Das transportiert eine ähnliche Leichtigkeit wie ihre Musik. Zwar meistens eher melancholisch in der Stimmung und traurig, doch im Inhalt der Texte schwingt im groovigen Rhythmus immer auch ein Stück grundsätzliche Fröhlichkeit mit, eine unverwüstliche Lust aufs Leben, egal wie übel es einem mitspielt. Da darf auch zwischendrin mal herzlich gelacht werden, wenn Brian McDowell, der die Fiddle spielt, ein paar Sätze auf Deutsch zum Besten gibt oder wenn Bassist Mark Schatz eine Holzplatte auf die Bühne legt und auf Englisch eine „Körper-Percussion afroamerikanischen Ursprungs“ ankündigt und hinzufügt: „Hier zu Lande vielleicht besser Schenkel-Klatsching genannt.“
Was er danach zu einem Medley von „Buttermilk Road“ und „Stay all night“ macht, sieht tatsächlich aus wie eine Mischung aus Schuhplatteln und Steppen. Man schaut gerne hin und hört noch lieber zu. Claire Lynch als Frontfrau hält das alles zusammen mit ihrer wunderschön-weichen Stimme, die wie gemacht für Country-Musik ist. Nach der mehrwöchigen Europatour geht es für Claire Lynch und ihre Band nun wieder zurück in die USA. Ihr Publikum in Bopfingen ist für ein paar Stunden bereits dort gewesen, ist den Bluegrass-Klängen in die Südstaaten gefolgt und an einem schwülen Sommerabend auf der Veranda neben dem Baumwollfeld gesessen. Genau das, was an einem kalten süddeutschen Herbsttag gut tut.
Claire Lynch Band (Bild: K. Scholz){gallery}2013.14/13.09_blue_grass/gallery}
Gabi Neumeyer
Im Himmel will man Hämmerle nicht
Bernd Kohlhepp mit seinem Jubiläumsprogramm „Bescht of Hämmerle“ in der Aula des Ostalbgymnasiums
Die Chemie stimmte zwischen dem „König von Bempflingen“ und den Bopfingern. In der vollbesetzten Aula des Ostalbgymnasiums landete Bernd Kohlhepp mit seinem Jubiläumsprogramm „Bescht of Hämmerle“ am Donnerstagabend in der Reihe „Kultur am OAG“ einen grandiosen Lacherfolg.
Arme auf keinen Fall verschränken! Herr Hämmerle (Bernd Kohlhepp) nimmt sein nächstes „Opfer“ ins Visier- (Foto: gne)
Bopfingen. Von dem brillanten Bühnenprofi wahlweise angeflirtet oder hochgenommen, oder bewusst missinterpretiert, wurden einige „Opfer“ in den ersten Publikumsreihen zu Dauerscherzen des Abends.
„25 Jahre schwäbischer Affenzirkus.“ „25 Jahre Kehrwoche ohne Selbstbeteiligung.“ Die beiden Protagonisten Kohlhepps mit seiner Vorliebe für „scheußliche Balladen und Gedichte“ und sein Alter Ego Herr Hämmerle, als knitzer Kenner der schwäbischen Seele, lieferten sich einen höchst amüsanten Schlagabtausch. Dieser war eingebettet in eine Rahmenhandlung, die auf der Großleinwand des Bühnenbilds ablief und einen Blick hinter die Kulissen ermöglichte.
Kohlhepp und Hämmerle, das wurde schnell deutlich, sind wie ein altes Ehepaar. Sie können kaum noch ohne ein-ander, aber auch nicht miteinander. Ganz ähnlich wie bei Herrn Hämmerle und seiner besseren Hälfte Sabine, die neben dem Kampf um die Fernbedienung noch andere gemeinsame Hobbys pflegen, wie Trennkost: „Ich ess’ im Wohnzimmer und sie in der Küche.“
Ohne Hemmungen leuchtete der Kultschwabe die Untiefen und auch die seichteren Stellen der schwäbischen Existenz aus. Bernd Kohlhepp indes fühlte sich berufen, das kulturelle Niveau in ungeahnte Höhen zu führen. Schillers „Taucher“ und Goethes „Erlkönig“ mussten dafür herhalten. Dabei erwies sich Kohlhepp nicht nur als Meister des Wortwitzes. Grandios waren auch seine stimmlichen Qualitäten, wie bei seinen hervorragenden Elvis-Imitationen in dem Lied über den Kühlschrank und in seinem Schmachtfetzen an Gerda aus Butzenbach.
Neben diesem Zweikampf brachte das Jubiläumsprogramm ein Wiedersehen mit alten, skurrilen Bekannten. Noch immer in „bäbbiger“ Mission unterwegs, der Mann mit der Heißklebepistole. „Keine Panik, mir lasset´s gmütlich runterbrenna“, versprach der Feuerwehrkommandant.
Auch die gute Frau Schwerdtfeger fehlte nicht in Bopfingen. „Alt derfsch werra, aber bled derfsch net sei“, nach diesem Motto gab’s Gratistipps für Senioren und solche, die es noch werden wollen.
Zum großen Finale eskalierte der Streit zwischen Kohlhepp und Hämmerle um Sein oder Nichtsein und gipfelte darin, dass Kohlhepp seine Kunstfigur ins Jenseits schickt. Ein Glück, dass die dort oben, den Hämmerle nicht haben wollten . . . wieder vereint reifte schließlich die Erkenntnis, „wir gehören zusammen“.
© Schwäbische Post 11.10.2013
Best of Hämmerle (Bild: G. Neumeyer){gallery}2013.14/13.10_haemmerle{/gallery}