Stumpfes Zieh&Zupf-Kapelle (Bilder: L. Aich)
Gaby Neumeyer (
Mit viel Talent eiferten auch die jungen Mitglieder des Schlagzeugensembles der Musikschule Bopfingen den nur wenige Jahre älteren Spitzenmusikern nach.
Die Gruppe von Musiklehrer Alfred Ruth, die im vergangenen Jahr beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ einen Regionalpreis und einen Landespreis errungen hatte, eröffnete das Konzert mit zwei sehr interessanten Musikstücken. Beim dritten Song zeigten sie gemeinsam mit Quirin Reichl und Peter Fleckenstein, was sie im nachmittäglichen Workshop mit den beiden Profimusikern erarbeitet hatten.
Dann hieß es Bühne frei für einen musikalischen Schlagabtausch, wie ihn die Bopfinger noch nie erlebt hatten. Höchste Konzentration, meisterhafte Beherrschung der unterschiedlichsten Schlaginstrumente und Präzision, gepaart mit sichtlich Spaß an der Musik und jungenhaftem Charme, diese besondere Mischung ließ den Funken der Begeisterung vom ersten Ton an auf das Publikum überspringen.
„Departures“ (Aufbruch) – diese Komposition des französischen, zeitgenössischen Komponisten Emmanuel Sejourné hatten die beiden jungen Virtuosen für ihren Abflug zu einer faszinierenden Klangreise gewählt. Gerne ließen sich die Besucher von den warmen Klängen des Xylophons und des Marimbaphons umschmeicheln, folgten den Musikern in die sphärischen Klangwelten des Vibraphons, wie bei „Cosmic Constellation“ von Leander Kaiser, und verfolgten gespannt das Duell der beiden jungen Meister an den rasselnden Snare Drums.
Neben den modernen Kompositionen standen auch Bearbeitungen bekannter Werke alter Meister auf dem Programm. Ob für Klavier oder gar für ein ganzes Orchester, Quirin Reichl und Peter Flechenstein übertrugen alles auf ihre beiden Xylophone. „Ich spiele die rechte Hand des Klavierspielers, Peter die linke“, erklärte Quirin bevor beide aus J.S. Bachs Wohltemperiertem Klavier das Präludium und die Fuge e-moll sehr transparent interpretierten. Auch Maurice Ravels „Morgenlied des Narren – Alborada del gracioso“ gelang furios. Es folgte das Stück „Maschinenraum“ für zwei Drum Sets, das Peter Fleckenstein zusammen mit Moritz Cappel komponiert hatte. Jetzt ließen die beiden Jungs die Sticks wirbeln und das Publikum bekam richtig was auf die Ohren.
Doch es müssen nicht immer zig Trommeln und Becken sein, manchmal, wie bei „Clapping Music“ von Steve Reich genügen auch vier Hände und zwei Klatscher, um ein Publikum zu begeistern. „Set up drums“, so heißen die Schlagzeuge, die ihm Stehen gespielt werden“, erklärte Peter Fleckenstein und entfachte mit seinem Partner ein Feuerwerk der Sechzehntel. Swing auf dem Vibraphon und das romantische „Nimrod“ aus den Enigma-Variationen von Edward Elgar auf dem Marimba beschlossen das zweistündige Konzert.
Das Publikum hatte die beiden Lausbuben des Schlagwerks richtig ins Herz geschlossen und ließ sie erst nach einigen originellen Zugaben, auf dem Karton oder mit dem Kochlöffel, ziehen – mit einem Lächeln im Gesicht.
Schlagabtausch (Bilder: L. Aich)
Die großen und kleinen Talente, von der fünften Klasse bis zum Abiturjahrgang, stellte das charmante Moderatorenpaar Pia Röhrer und Lukas Schmidle vor. Zum sehr hörenswerten Auftakt spielten die Geigerin Amelie Reinhart aus der fünften Jahrgangsstufe und der Pianist Philipp Schmid aus der siebten Jahrgangsstufe zwei Tänze von Bela Bartok und eine Sonate von Händel.
Zu den jüngsten Schülern des OAG und mit Sicherheit zu den größten musikalischen Talenten zählt Ida Chu. Sie meisterte, begleitet von Gerhard Ott auf dem Klavier, den „Czardas“ von Monti und durfte sich über donnernden Applaus freuen.
Ein musikalisches Ausrufezeichen setzten auch die beiden Abiturienten Maximilian Bansemer und Nico Ladenburger aus dem fünfstündigen Musikkurs. Bansemer glänzte mit einem Satz aus einem Klarinettenkonzert von Carl Stamitz. Ladenburger begeisterte mit seiner unglaublichen Geschwindigkeit und Sicherheit auf dem Xylophon, bei der Amorada ebenso wie bei seiner spontanen Zugabe.
Einen hervorragenden Eindruck hinterließen auch die beiden Chöre des Gymnasiums.
Die Fünftklässler unter Leitung von Anita Bast sangen mit Feuereifer acht fetzige Lieder, wie „Schön ist es auf der Welt zu sein“ und „Paulchen Panther“. Ihre Freude am Gesang war spürbar und sprang auf die Zuschauer über. Den großen Mittel- und Oberstufenchor leitete Patrizia Steinhoff. Die Jugendlichen erfreuten die „Eltern- und Großelterngeneration im Publikum“ mit einem tollen Beatlesmedley.
Als begabte Gesangssolistinnen erwiesen sich Maria Christina Ortega-Singer mit dem romantischen Eric-Clapton-Hit „Tears in heaven“ und Saskia Reichherzer, die – begleitet von ihrem Bruder Hannes auf dem Klavier – die Sopranarie „Don’t cry for me, Argentina“ aus dem Musical Evita vortrug.
„Klatschen, singen und tanzen, ausdrücklich erwünscht“, hieß es bei den Auftritten der Mini-Big-Band und der OAG-Big-Band mit ihrem Dirigenten Gerhard Ott. Schon der Bandnachwuchs legte mit „Mama mia“, „Pretty woman“ und „Major Tom“ richtig los. Die Aula zum Kochen brachte dann die OAG-Big-Band mit tollem Drive und professionellem Sound. Gänsehautfeeling pur gab es mit Sängerin Daniela Kohler und dem Titel „Skyfall“. Bei „Peter Gunn“, „Rolling in the deep“ und „How sweet it is“ ging die Post ab.
Die schillernde Schleife um den musikalischen Frühlingsstrauß dieses Abends band das Schulorchester unter Leitung von Matthias Müller mit Filmmusik und einem sehr gelungenen James-Bond-Medley.
© Schwäbische Post 15.05.2013
Frühjahrskonzert (Bilder: L. Aich)