Die zehn ausgewählten Schülerinnen und Schüler sowie die projektverantwortlichen Lehrer Frau Kohnle (ganz links) und Herr Lella (ganz rechts) 

 

Im Oktober schrieb die Pädagogische Hochschule Weingarten einen Wettbewerb für einen Schüleraustausch aus, an dem Schultandems aus Baden-Württemberg und Indien teilnehmen können. Der eingereichte Projektvorschlag des Ostalb-Gymnasiums, der von Frau Kohnle, Frau Steinhoff und Herr Lella ausgearbeitet wurde, hat sich im Wettbewerb durchgesetzt und wurde von der Jury ausgewählt. Das Austauschprogramm wird von der Robert Bosch Stiftung mit rund 50.000 Euro finanziell gefördert und von der Pädagogischen Hochschule Weingarten wissenschaftlich begleitet.

Allgemeinbildende und berufliche Schulen in Indien und Baden-Württemberg waren aufgerufen, sich mit einem gemeinsamen Projekt für den geförderten Schüleraustausch zu bewerben. Dabei war nicht entscheidend, ob das Schultandem bereits eine Bildungspartnerschaft pflegt oder erst aus diesem Anlass damit beginnen möchte. Auch die Wahl des gemeinsamen Projekts war völlig frei. Lediglich gemeinsam mussten sich die beiden Schulen bewerben. Ziele des Austauschs sind, den teilnehmenden Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften eine persönliche, interkulturelle Begegnung zu ermöglichen, den Schulgemeinden die Gelegenheit zur globalen Vernetzung zu bieten und auf institutioneller Ebene partnerschaftlich zusammenzuarbeiten. Dabei wird im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung durch die Pädagogische Hochschule Weingarten auch die Frage gestellt, welchen Lernerfolg die Schülerinnen und Schüler beider Länder durch die Begegnungen und die gemeinsame Projektarbeit erzielen.

Schüleraustausche mit den europäischen Nachbarländern gehören schon fast zum Schulalltag. Ganz anders sieht die Situation aus, wenn es um Besuche in Schwellenländern geht. Gegenüber einer Reise nach Indien gibt es bei Jugendlichen, Lehrkräften und Eltern viele Vorbehalte. Deswegen ist es der Initiatorin der deutsch-indi­schen Schulpartnerschaften in Baden-Würt­temberg Dr. Margret Ruep, Rektorin der PH Weingarten, ein Anliegen, Aufklärungsarbeit zu leisten und für Begegnungen mit Indien zu werben. Auch für die Robert Bosch Stiftung, die den Schüleraustausch fördert, ist dieser Austausch ein Pilotprojekt, mit dem ein guter Humusboden für weitere Programme bereitet werden soll.

Insgesamt wurden drei Schultandems aus Baden-Württemberg und Indien für die Teilnahme am Austausch ausgewählt.

Das Ostalb-Gymnasium Bopfingen will mit „Sehen – Hören – Tanzen – Riechen – Schmecken – ein Festival der Sinne zwischen zwei Kulturen“ veranstalten und hat dafür mit dem College of Dance and Music aus Varanasi einen kompetenten indischen Schulpartner gefunden. Im Oktober werden die beteiligten Schülerinnen und Schüler sowie ihre Begleitlehrer nach Indien reisen, um gemeinsam mit den Austauschpartnern in Varanasi am Projekt zu arbeiten. Der Gegenbesuch der indischen Schülerinnen ist für Juni 2011 vorgesehen, um die Projektarbeit schließlich zusammenzuführen und zur Aufführung zu bringen.

 

Unsere Austauschschule, Nav Sadhana Kala Kendra, stellt sich vor:

Nav Sadhana Kala Kendra ist ein Tanz- und Musik-College, welches sich in einem wunderschönen, unverschmutzten grünen Randbezirk des religiösen und kulturellen Herzens Indiens befindet - Varanasi. Diese Stadt ist nicht nur in Indien bekannt, sondern auf der ganzen Welt, da sie das Zentrum des Hinduismus und des Buddhismus ist. Sie ist die heiligste Stadt des Hinduismus und des Buddhismus.

Über das ganze Jahr hinweg kommen aus der ganzen Welt Pilger, Touristen und Studenten hierher, um diese Religionen näher kennenzulernen.

Theologen und Lehrer kommen hierher, um zu erfahren, wie man mit anderen Religionen in Frieden leben kann. Die weltberühmte Hindu-Universität lockt mit ihrem breiten Studienangebot  in den Humanwissenschaften viele Studenten an. Darüber hinaus ist die Stadt Varanasi sehr berühmt für ihre Seidenherstellung.

Nav Sadhana Kala Kendra wurde 1996 von den katholischen Bischöfen Nordindiens gegründet, um zum einen die indische Kunst und Kultur, zum anderen aber auch die allgemeinen Bildung von Mädchen zu fördern. Dabei sollen der jüngeren Generation Selbstdisziplin und soziale sowie spirituelle Werte durch die göttliche Kunst des Tanzes, der Musik und des Malens vermittelt werden.

Unser College bietet seinen Schülerinnen traditionelle Kurse an. Die hiesigen Schülerinnen sind alle vom Schicksal gezeichnet, da sie entweder Waisenkinder sind oder schlichtweg aus armen Verhältnissen stammen.

Musik und Tanz bilden eine „gemeinsame Sprache“, mit der wir jeden Menschen ansprechen und etwaige Mauern aufgrund religiöser, gesellschaftlicher oder grundsätzlicher Auffassungen überwinden können. Dadurch können wir Menschen mit den unterschiedlichsten Religionen erreichen, um Frieden, Einklang und eine besseres Zusammenleben zu fördern. Durch Musik und Tanz können wir unsere Gefühle sowie unsere traditionellen, religiösen und kulturellen Werte zum Ausdruck bringen. Gesellschaftliche Missstände, wie zum Beispiel Meinungsverschiedenheiten aufgrund von Ländergrenzen, religiösen Fanatismus und die Konsumorientierung in der modernen Welt lassen sich durch Musik und Tanz verringern und dadurch das Gefühl von Freundschaft verstärken.

Das Schulprogramm bietet den Schülerinnen ein umfangreiches Angebot an Aktivitäten, die die oben aufgeführten Vorstellungen und die damit verbundenen gesellschaftlichen, religiösen und traditionellen Werte vermitteln. Es finden mehrere Tanzaufführungen im Jahr statt, die diese Vorstellungen und Werte darstellen und zum Thema haben.

Jede Schülerin, die das College schließlich verlässt, ergreift für sich einen Beruf und unterstützt ihre Familie sofort nach ihrem Ausbildungsabschluss. Einige Schülerinnen führen ihr Studium fort und machen einen höheren Abschluss. Das College Nav Sadhana Kala Kendra wird heute als eine der bahnbrechendsten Institutionen der Kirche in Nordindien betrachtet. Die Schule befindet sich in einer üppig grün bewachsenen Anlage und verfügt über eine einzigartige Ausstattung; so gibt es zum Beispiel ein Tanzhäuschen, einen Hörsaal, eine Open-Air-Bühne, eine Bibliothek, einen Computerraum, usw.

Einige unserer ehemaligen Schülerinnen waren 1999, 2000, 2001 und 2003 in Deutschland. Sie wurden u.a. von der Diözese Rottenburg Stuttgart, der missio Aachen, der missio München eingeladen.

Da sich unsere Schülerinnen in den Bereichen Tanz, Musik, Kunst und Kultur einbringen, wird ihnen dieses Austauschprogramm enorme Motivation verleihen.

Die Schülerinnen an der Nav Sadhana Kala Kendra Schule sind durch das Austauschprogramm doppelt gesegnet: Zum einen, weil sie ihr kulturelles Erbe präsentieren und zum anderen weil sie das traditionelle und kulturelle Erbe der Deutschen kennenlernen können. Aus diesem Grund freuen wir uns sehr auf diesen interkulturellen Austausch.

Das College hat eine eigene Internetseite, auf der man weitere Informationen über die Schule erhalten kann: navsadhana.org.in